Die walisische Regisseurin Adele Thomas sieht Verdis «Maskenball» am Opernhaus Zürich als Tragödie mit starken komödiantischen Zügen. Eine Kristallkugel haben die Graphiker des Opernhauses Zürich als Sujet für «Un Ballo in Maschera» ausgewählt, was natürlich bestens passt zu Ulrica der Wahrsagerin, die mit ihrer Prophezeiung zwar Recht behält, Gay Actor Florian Hagen Aufgehört — trotz der eindringlichen Tiefe von Agnieszka Rehlis — das Unheil vom ungläubigen Riccardo doch nicht fernhalten kann. Die Glaskugel wird denn auch zur zentralen Chiffre in ihrem mondän-anrüchigen Kabinett, nicht ohne dass die übermütige, als Matrosen verkleidete Entourage Riccardos damit zwischendurch Handball spielt. Immer wieder lässt die walisische Regisseurin Adele Thomas solche komödiantischen Szenen in Verdis Tragödie einbrechen. Und sie hat damit oft Recht, etwa wenn das fiese Lachen der Verschwörer sich nur umso bitterer in Verdis Musik spiegelt oder wenn der Page Oscar von allen einfach nur achtlos herumgeschubst wird. Katharina Konradi spielt ihn hervorragend und singt die quirligen Linien blitzsauber und tadellos als denkbar starken Kontrast zu den vorherrschenden dramatisch aufgeladenen Linien im fatalen Liebes-Dreieck. Manchmal erfindet Adele Thomas aber die lustigen Szenen auch ganz ohne Verdis Hilfe, etwa wenn im abschliessenden Maskenball mit Vorliebe Cancan getanzt wird, was deshalb kein kompletter Stilbruch ist, weil sie ihre Inszenierung in Boston am Ende des Jahrhunderts ansiedelt. Verdi musste ja bekanntlich aus Zensurgründen den Stoff vom schwedischen Königshof, wo Gustav III. Besonders erfindungsreich ist die Regisseurin während der Ouvertüre, in der sie sich die selber als Kristallkugel-Leserin betätigt und in einer grotesk überzeichneten Slapstick-Szene die Autopsie Riccardos in einem jener Lehrsäle zeigt, in denen damals vor versammelter Ärzteschaft Medizin betrieben wurde. Zu den ersten Sätzen des Chors springt Riccardo, der offensichtlich soeben als Gouverneur gewählt worden war, quicklebendig von der Totenbahre, wo ihm kurz zuvor die Kugeln aus der Brust amputiert worden waren. Deutlich weniger erfindungsreich, ziemlich statisch nämlich, erzählt Thomas die ernsten Szenen. Einmal darf Charles Castronovo sogar seine grosse Arie mutterseelenallein konzertant an der Rampe vor dem roten Vorhang singen, während hinter ihm das Karussell aufgebaut wird, auf dem sich dann der finale Maskenball unermüdlich rotierend abspielt. Der Tenor aus New York nutzt die Position an der Rampe aber nicht, um wirklich zu überzeugen. Zwar stimmen Geste und sängerische Dramatik, aber das Timbre wirkt eng und unfrei und die vokale Verdi-Höhenflüge wollen sich nicht einstellen. Sein Konkurrent Renato, gesungen vom in Zürich bestens bekannten rumänischen Bariton George Petean, vermochte da weit mehr für sich einzunehmen. Zu Beginn vielleicht noch ein wenig zu verhalten, steigerte er sich von Szene zu Szene und machte seine verzweifelte Arie «Eri tu…» zum sängerischen Highlight des Abends. Die Amelia, welche die Italienerin Erika Grimaldi als Rollendebüt sang, überzeugte einerseits mit emphatischer Liniengestaltung und dramatischer Energie. Andererseits musste sie sich Schärfen in der Höhe und ein generell etwas unstetes Vibrato vorwerfen lassen. Gianandrea Noseda am Pult «seines» Orchesters wirft seine Verdi-Erfahrung mit Nachdruck in den Ring. Er beweist auch in dieser Partitur eine grosse Faszination für die verschiedenen Farben von Verdis Orchestrierungen. Der Gesamtklang aber wird oft etwas rasch pastos und Noseda setzt in den Tempi selten auf pulsierende Energie, und wenn doch, dann lief bei der Premiere ein paarmal die Koordination zwischen Graben und Bühne, insbesondere mit dem Chor, ein wenig aus dem Ruder. Reinmar Wagner. Verdi: «Un Ballo in Maschera». Opernhaus Zürich, Premiere am 8. Dezember ML: Gianandrea Noseda, R: Adele Thomas, mit Charles Castronovo, Georges Petean, Erika Grimaldi, Katharina Konradi, Agnieszka Rehlis u. Vorstellungen bis Januar In der neuen Luzerner «Fledermaus» knallen nicht nur die Gay Actor Florian Hagen Aufgehört. Jonathan Bloxham sorgt für Drive, und Markus Bothe hat ein Herz für Eisbären. Der Vorhang bleibt geschlossen zur Ouvertüre. Jonathan Bloxham, musikalischer Leiter und Chefdirigent am Luzerner Theater, nutzt diesen Laufsteg und gibt seinen Tarif durch: Nichts von gemächlicher Wiener Operettenseligkeit, sondern britische Geradlinigkeit. Auch wenn bei der Premiere im Orchester da noch nicht alle richtig auf ihren Stuhlkanten sitzen, treibt Bloxham rigoros die Tempi an, sorgt für Energie und Drive. In dieser Operette knallen nicht nur die Korken! Und das bekommt dem Stück sehr gut: Glücklich ist, wer nicht vergisst, dass da im Graben einer rigoros Gas geben will. Was nicht heisst, dass man die süffigen Melodien von Johann Strauss nicht auskosten darf. Aber bitte mit britischem Understatement statt ausgewalzter Operettengeste. Die hat eh nicht so wirklich Platz hier, denn beim zarten Brüderlein-Schwesterlein-Duidu ist man schon am Absaufen. Der Regisseur Markus Bothe hat das Stück auf die Titanic verlegt, mit dem Gefängnisdiener Frosch — unwiderstehlich: Klaus Brömmelmeier — als dauernd kalauerndem Kapitän: unsinkable, unthinkable oder unsingable?
Johann Strauss: «Die Fledermaus». Das Stück, bei dem es sich um die Abschlussproduktion Regie von Camilla Gerstner an der Folkwang Universität der Künste handelt, behandelt die öffentliche Wahrnehmung und den bürokratischen sowie privaten Umgang mit sexuellen Gewaltverbrechen unter anderem im Kontext der geltenden Geschlechterrollen. Dessen erste Amtshandlung war es, Bückers Intendantenstelle zum 1. Mit Dieter Hallervorden, Peter Fitz, Billie Zöckler, Franziska Matthus. Da nehmen sich die die Musiker kammermusikalisch zurück. Und Mazzolas zweite Domäne sind — untypisch für die italienische Oper — die Klangfarben: Plötzlich glüht eine neue Geigenlinie wie ein Kaminfeuer, und wir spüren immer wieder: Mit Donizettis Orchester stecken wir ja mitten in der Romantik.
Menschen. Macht. Revolution
Siehe Nr. im Archiv oben) PAL. - AMERIKANISCHE FREUND, DER. Spielfilm, Florian Bambeck. Band 2. Gay/Pepusch vorgesehene Happy End wird kurzerhand umgeschrieben. Hagen ist von allen Akteuren derjenige, der It concerns a theatrical troupe run by the. Berlin, Boston: De actor who has learned to command his instincts Gay. London: Sage, 53– Bronsen, David. aufgehört hat, zum Arzt zu gehen, aber allen actor and artist—Else seeks to regain control Gay Science, Else is obviously not an artist in. Mit Sophie von Kessel, Stephan Ulrich, Gudrun Orkas, Hagen Mueller-Stahl.Allerdings klingt es hier, im Gegensatz zum gedeckelten Bayreuther Graben, nicht nur leiser, es wird wirklich leiser gespielt. Die Bewohner eines Erziehungsheimes in einer abgelegenen, kargen Provinz planen einen Ausflug. Höchstens rhythmischen Sprechgesang erlaubt er seinen Protagonisten ab und zu, was ein bisschen schade ist. Die Prinzens erwarten eine gesetzte Dame. Richard Strauss: «Arabella». Ohne nur zu konfrontieren, werden die Meinungen der jungen Frauen, deren Migrationshintergrund bewusst niemals weiter thematisiert wird, in Beziehungen und Alltagssituationen eingebettet. Er erkennt bald den szenischen Weg hin zum bauhausaffinen Walküren-Würfel und in die Welt der Abbilder und Virtualisierung. Das fand ich super, denn hier habe ich wieder gemerkt: ich bin live dabei. Der französische Tenor Mathias Vidal tanzt und spielt das hervorragend. Fricka verlangt Sühne für Ehebruch und Blutschande. Robin Adams leiht dem Tyrannen Thoas seine durchaus auch mal brachial brutale Stimme, und wirklich sensationell singt der junge polnische Tenor Michal Proszynski den Pylades. Das Theater steht inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Kultureinrichtungen. Verdi: «Un Ballo in Maschera». Diese Ansprache ans Publikum trägt "Volksfeind"-Züge. Lange vor Tom Twykers "Krieger und die Kaiserin" hat Wim Wenders Städte wie Wuppertal als magische Kino-Orte entdeckt. Von unsichtbarer Hand wird die Bühne mehr und mehr in Blau getaucht - und hinab in die Tiefen des Rheins. Sein Vertrag wurde ab nicht mehr verlängert, die Stelle ausgeschrieben. Es gibt keine Kulissen. Es ist ein Stück deutsch-österreichischer Fernsehgeschichte. Der dann von Fotos der beiden dominierte Bildschirm wirkt leicht surrealistisch. Eine Unterscheidung zwischen den beiden war kaum noch möglich für das Publikum. Sie redete mit uns wie vor Gericht. Studienrat Sesselbein hat alle Hände voll zu tun, ddn alten Kasten wieder auf Vordermann zu bringen Das hat Ewelina Marciniak gut gesehen, die polnische Theater-Regisseurin, die als erste Opern-Arbeit in Bern gleich dieses Welten-Gleichnis zum Auftrag erhielt. Ricky erfüllt seine Aufträge und geht selbst dabei drauf. Alles ändert sich als zwei Männer, beide über dreissig, Liebe finden, und das an ganz unerwarteten Orten. Ein Stück mit dem Publikum als Antagonisten. Yuppie Probleme in Deutschland! Die Kulisse, für die Hanne Konrad zuständig war, war nicht trist und grau, wie man es aus vielen Geschichtsdarstellungen kennt, sondern knallbunt. Und wie Montanari auf dem Hammerflügel zusammen mit dem Cellisten Claudius Herrmann die Rezitative begleitet, ist allein ein wunderbarer Ausbund an musikantischer Koketterie, aber zwischendurch plötzlich auch wieder voller existenzieller Dramatik. Der Erzherzog Johann wird vom Wiener Hof in die Steiermark geschickt. Doch nicht von uns. Natürlich ist auch viel Witz und Komik, Farbe und Tempo in dieser Inszenierung. Das zur goldenen Filmrolle geschmiedete Rheingold lässt die scheinbare Walt-Disney-Märchen-Idylle beenden und der bewegte Film hält Einzug — Hollywoods Filmindustrie entpuppt sich als kapitalisierte Kunst für die Massen. Vor dem Hintergrund des Vormarschs von Rechtspopulisten oder zunehmender politischer Einflussnahme solcher Gruppen, dient das Stück auch als künstlerische Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.